Die zunehmende saisonale Besorgnis über sich überschneidende Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Grippe hat das Interesse an Möglichkeiten zur Stärkung der Immungesundheit geweckt. Neue klinische Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass Kimchi dazu beitragen kann, die Funktion der Immunzellen zu stärken und gleichzeitig das Immunsystem im Gleichgewicht zu halten.
Was ist Kimchi?
Kimchi ist ein traditionelles koreanisches fermentiertes Gemüsegericht, das seit Jahrhunderten fester Bestandteil der koreanischen Küche ist. Es wird meist aus Chinakohl hergestellt, kann aber auch aus Rettich, Gurken oder anderen Gemüsesorten bestehen. Kimchi fördert die Gesundheit auf mehreren klar untersuchten Ebenen. Durch die Fermentation entstehen spezifische Milchsäurebakterien (vor allem Lactobacillus-Arten), die die Zusammensetzung der Darmflora verbessern. Eine gesunde Darmmikrobiota stärkt die Darmbarriere, reduziert entzündliche Prozesse und unterstützt das Immunsystem, da ein großer Teil der Immunabwehr im Darm sitzt.

Darüber hinaus liefert Kimchi bioaktive Inhaltsstoffe aus seinen Hauptzutaten. Knoblauch und Ingwer wirken antimikrobiell und entzündungshemmend, während Chili Capsaicin enthält, das den Stoffwechsel anregen und die Insulinsensitivität verbessern kann. Der verwendete Kohl ist reich an Ballaststoffen, die die Verdauung fördern, sowie an Vitamin C, Vitamin K und Folsäure, die für Zellschutz, Blutgerinnung und Zellteilung wichtig sind.
Ein weiterer gesundheitlicher Vorteil liegt in den während der Fermentation entstehenden kurzkettigen Fettsäuren und antioxidativen Verbindungen, die nachweislich oxidativen Stress senken und mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen in Verbindung stehen. Insgesamt wirkt Kimchi dadurch gezielt auf Darmgesundheit, Entzündungsregulation und Stoffwechselprozesse und kann bei regelmäßigem, maßvollem Verzehr einen messbaren Beitrag zur Prävention chronischer Erkrankungen leisten.
Einzelzellstudie enthüllt, wie Kimchi das Immunsystem reguliert
Das World Institute of Kimchi (Präsident: Hae Choon Chang), eine staatlich finanzierte Forschungseinrichtung unter der Leitung des Ministeriums für Wissenschaft und IKT, hat die Ergebnisse einer fortschrittlichen Einzelzell-Genstudie veröffentlicht, in der die Auswirkungen von Kimchi auf das menschliche Immunsystem untersucht wurden. Die Analyse zeigt, dass Kimchi immunmodulatorische Eigenschaften hat, d. h. es kann übermäßige Immunreaktionen beruhigen und gleichzeitig die schützenden Immunfunktionen verbessern.
Den Forschern zufolge ist dies die weltweit erste Studie, die die immunbezogenen Wirkungen von Kimchi auf Einzelzellniveau identifiziert. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Kimchi nicht nur der Stoffwechselgesundheit, sondern auch der Immungesundheit zugute kommen kann. An der klinischen Studie nahmen übergewichtige Erwachsene teil, die in drei Gruppen (jeweils n = 13) aufgeteilt wurden. Über einen Zeitraum von 12 Wochen nahmen die Teilnehmer entweder ein Placebo, Kimchi-Pulver aus natürlich fermentiertem Kimchi oder Kimchi-Pulver aus einer Starterkultur-Fermentationsmethode zu sich.
Am Ende der Intervention sammelten die Forscher periphere mononukleäre Blutzellen (PBMCs) und analysierten diese mithilfe der Einzelzell-Transkriptomik-Analyse (scRNA-seq). Diese Technik ermöglichte es dem Team, Veränderungen der Genaktivität in einzelnen Immunzellen zu beobachten und so subtile Immunveränderungen aufzudecken, die mit herkömmlichen Testmethoden oft nicht erkannt werden können.
Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer, die Kimchi konsumierten, eine erhöhte Aktivität der Antigen-präsentierenden Zellen (APCs) aufwiesen, die eine Schlüsselrolle bei der Erkennung von Bakterien und Viren und der Signalübertragung an andere Immunzellen spielen. Die Studie ergab auch, dass sich CD4+ T-Zellen auf ausgewogene Weise sowohl zu schützenden als auch zu regulierenden Typen entwickelten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kimchi mehr tut, als nur die Immunantwort zu aktivieren. Stattdessen fungiert es als „Präzisionsregulator”, der bei Bedarf die Immunabwehr stärkt und gleichzeitig übermäßige oder unnötige Immunreaktionen verhindert.
Fermentationsmethode beeinflusst positive Auswirkungen auf das Immunsystem
Die Forscher beobachteten auch Unterschiede je nach Art der Fermentierung des Kimchi. Sowohl natürlich fermentiertes Kimchi als auch mit Starterkulturen fermentiertes Kimchi unterstützten das Immunsystem, wobei die mit Starterkulturen fermentierte Variante eine stärkere Wirkung zeigte. Dazu gehörten eine verbesserte Antigenerkennung durch die Immunzellen und eine stärkere Reduzierung unnötiger Immunsignale. Das Team stellte fest, dass diese Ergebnisse auf das Potenzial hinweisen, die gesundheitlichen Vorteile von Kimchi in Zukunft durch kontrollierte Fermentationstechnologien zu verbessern.

Dr. Woo Jae Lee vom World Institute of Kimchi, der die Forschung leitete, sagte: „Unsere Forschung hat weltweit erstmals bewiesen, dass Kimchi zwei verschiedene Wirkungen gleichzeitig hat: die Aktivierung von Abwehrzellen und die Unterdrückung übermäßiger Reaktionen.” Die Forscher planen, die internationale Forschung zu Kimchi und Milchsäurebakterien in Bezug auf die Immun- und Stoffwechselgesundheit in Zukunft auszuweiten.
Die wachsende Rolle von Kimchi als funktionelles Lebensmittel
Die Studie trägt dazu bei, Kimchi nicht nur als traditionelles fermentiertes Gericht, sondern auch als funktionelles Lebensmittel mit wissenschaftlich nachgewiesenen Vorteilen für das Immunsystem zu positionieren. Es wird zunehmend standardisiert, wissenschaftlich charakterisiert und in funktionelle Ernährungskonzepte integriert – etwa in personalisierte Ernährungsansätze oder als Bestandteil gesundheitsorientierter Diäten. Damit steht Kimchi exemplarisch für den Übergang traditioneller fermentierter Lebensmittel in den Bereich evidenzbasierter funktioneller Ernährung und unterstreicht, wie kulturelles Ernährungswissen und moderne Ernährungswissenschaft zusammenwirken können, um die langfristige Gesundheit zu fördern.
Die Forscher erwarten, dass die Ergebnisse zukünftige Anwendungen unterstützen werden, die von der Entwicklung gesundheitsfördernder funktioneller Lebensmittel bis hin zur Verbesserung der Wirksamkeit von Impfstoffen und der Verringerung des Risikos von immunbedingten Erkrankungen reichen. Die Forschungsergebnisse wurden in npj Science of Food veröffentlicht, einer führenden internationalen Fachzeitschrift im Bereich der Lebensmittelwissenschaft.


